Black Ink home



   Aber zum Weiterreden kams nicht. Unter ihnen schwebten schon wieder neue Weltgebilde - die Schalensterne in allen möglichen Muschelformen mit krummen Schnäbeln.
   In den Tiefen der vielen Schalen blitzte es wie von Brillantensplittern, und bei dem Blitzen bemerkte Kaidôh unter den krausen Rändern der Sterne ein tolles Weltgewürm, das grossen wackelnden Schornsteinen nicht unähnlich schien.
   Und die Trompeten- und Trichtersterne gesellten sich mit den Schneckensternen auch zu den Weltschalen.
   Das ward ein mächtiges Blasen und Brummen, Getute und Geschnarre und Gepfeife.
   Wie Brummkreisel drehten sich die Trichter. Die Schnecken drehten sich ganz langsam - es waren nur die Gehäuse.
   Und lange Glockenketten schaukelten und wackelten wie fliegende Guirlanden mitten durch, dass die andern Schalen ausbiegen mussten.
   Das dumpfe Gebrumme der Glocken klang so alt, als stäken lauter längst verfallene Welten in den Glocken.
   "Hörst Du," sprach Liwûna, "mit den Glockentönen steigt wieder eine alte Zeit in Dir herauf. Ja, das Neue macht es nicht. Ich will Dich verstehen. Dazu bin ich ja da."
   "Aber das Alte," rief Kaidôh, "ist wieder so furchtbar schmerzhaft. Es lähmt die ganze Lebenskraft."
   "Es soll," gab da leise seine Freundin zurück, "die Freuden dämpfen. Das Alte ist beim Weltgenuss so nötig wie das Gedankenspiel. Ist Dir Beider Daseinsrecht nicht klar? Wenn Dir die Erinnerungsschmerzen über den Kopf wachsen, dann musst Du allerdings sterben. Das ist schon richtig. Doch mit jedem Tode sterben auch die Erinnerungen. Und ist das nicht auch gut? Wenn Etwas ganz stirbt - stirbt immer viel Schmerz zu gleicher Zeit mit. Ja - jedes Sterben ist eigentlich nur ein Sterben von Schmerzen."


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