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   Liwûna führt den Kaidôh fort, streichelt seinen Kopf, der ihm weh thut - so furchtbar weh. Kaidôh weint - weint.
   Liwûna weint mit - in allen Spiegeln.
   Und sie führt ihren Kaidôh weiter durch die schwarze Schlucht, die wieder da ist - durch die schwarze Felsenschlucht, in der keine Sterne leben - in der nur ein graues Dämmerlicht heraufdringt aus der Tiefe - aus den Nebeln, die da leuchten.
   Und die Liwûna führt ihren Kaidôh hinunter in das stille Nebelreich, in dem die grossen Schläfer träumend schlafen.
   Das Reich der Schläfer ist sehr sehr gross. Sie liegen unten unter den Nebeln mitten in der freien Luft - umhüllt von feinen perlgrauen Schleiern. Die Nebel bilden den Himmel der Schläfer. Sie liegen neben- und untereinander - aber berühren thun sie sich nicht. Die Luft ist ihr Bettzeug. Die feinen perlgrauen Schleier hängen schlaff wie die Zweige der Trauerbirken; einige Schleier zittern und bewegen sich, als würden die Körper von tiefen Seufzern durchzogen.
   Es schlafen da Riesen und Zwerge und Wesen mit seltsamen Gliedern, Tiere mit tausend Köpfen und Kinder mit einem Kopf, der grösser ist als ihr Leib. Alle schlafen und träumen - einzelne schnarchen ein bischen - doch nicht zu laut. Zuweilen bewegt sich ein Fuss oder ein Arm. Lange Haare hängen an manchem Haupt - und die Haare bewegen sich - ganz wenig im Takte wie die langen Perpendikel alter Uhren. Es ist so still im Reiche der Schläfer.
   Und die Liwûna erzählt ihrem Kaidôh von den Träumen der Schläfer, und sie führt ihn dorthin, wo Kinder und Knaben träumen. Und die Beiden legen sich über den Träumenden genau so in die Luft wie die Kinder und Knaben.


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