Ob es vielleicht doch ein Fehler war? Hatte er diesen
Sauhund von Schnüffler unterschätzt? Bruno hatte nicht den
Eindruck, als sei er sonderlich eingeschüchtert, dabei hatten
es ihm diese Leute doch richtig in die Fresse gegeben, hatten gesagt,
er habe sich danach kaum noch rühren können, ganz kleinlaut
sei er gewesen. Ja, er, Bruno, sei ihm halt doch überlegen, aber
er müßte nun einen nächsten Schritt planen, sonst
käme der Dreckskerl ihm gleich wieder in die Quere.
Er schleiche
wieder durch die Firma. Von so ein paar primitiven Schlägertypen
würde er sich nicht aufhalten lassen; außerdem sei deren
Absicht zu offensichtlich gewesen. Es verhielt sich wohl so, daß
sie von diesem Kern auf ihn angesetzt worden waren, aber er hätte
noch genug Energie, diesen zu verblüffen. Vieles hätte er
schon herausgefunden, er sei auf seiner Spur, viel fehlte nicht mehr,
und er könne zuschlagen, würde aufräumen - fast kein
Problem für ihn.
Doch ob dieser Kerl versuchen würde, sich zu
rächen? Bruno war sich nicht sicher, aber gegen ihn selbst würden
sich seine Anschläge wohl kaum richten, erstens würde er
dies nicht wagen, bei so einem Gegner wie ihm, Bruno, zweitens wolle
man ihn wohl subtiler fertigmachen - und plötzlich stand Bruno
das Bild vor Augen, wie man Brigitte etwas Furchtbares antun könne,
nur um ihn zu treffen, zum Aufgeben zu zwingen. Was würde der
Schnüffler unternehmen? Wie weit würde er gehen?
Aber gefallen
lasse er sich dies auf keinen Fall. Diesem Bruno würde er eine
Lektion erteilen, und zwar auf ewig. Was er wohl machen würde
ohne sie? Oh, gewiß, er würde vollständig zusammenbrechen,
hätte er doch dann niemanden mehr, vor der er sich seiner Heldentaten
wegen brüsten könnte. Ja, das wäre wohl das Beste,
außerdem sei sie ihm sowieso im Weg, lenke ihn dauernd auf seinen
Wegen ab - so verdammt hübsch sei sie. Nach der Ausführung
dieses Plans habe er schon so gut wie gewonnen.
Bruno rann der Schweiß über die fettige
Stirn, er wischte seine Haare zurück und versuchte gleichzeitig
jene Vorstellung loszuwerden. Nein, das würde ja auch zu weit
gehen, so skrupellos könne niemand sein - völlig ausgeschlossen!...
Und wenn doch? Er begann, sich nun wirklich unwohl zu fühlen.
Er sei schon
auf dem Weg. Niemand mehr, der ihn aufhalten würde. Dieser kleine
Umweg sei noch nötig, dann könne man direkt auf das Ziel
zugehen. Tat sie ihm leid? Nein, diese Regungen habe er sich schon
lange beinahe vollständig abgewöhnt - außerdem: objektiv
betrachtet sei es doch gar nicht so schlimm für sie. - Die
Tür sprang auf, Bruno fuhr
hoch. War er schon draußen? Bruno ging zur Tür, niemand
zu sehen. Es mußte ein Luftzug gewesen sein... war ja schon
öfter vorgekommen... Er schloß sie wieder, setzte sich.
Nein, er dürfe nicht so schreckhaft sein, jetzt
erst gelte es, Mut zu beweisen. Und den hatte er. Auch wenn
jener widerliche Schnüffler sich einbilden mochte, er sei ihm
überlegen... - ha, er würde
schon sehen, wie er mit ihm umgehen werde... Aber
er war schon unterwegs, er kam auf ihn zu. Dieses Leuchten
in seinen Augen, nein, diesen Blick ertrug er nicht, jetzt
klammerten sich seine Hände um seinen Hals. Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah.
Bruno schrie laut auf. Dann, wie wieder zu sich gekommen, setzte er
sich gerader, schaute sich um und begann zu versuchen, sich wieder
in die Papiere auf seinem Schreibtisch zu vertiefen - schrieb
weiter...
Nikolai Vogel & Kilian Fitzpatrick: PLOT Leseprobe