"Und das nächste Mal, wenn du Bruno mitbringst, dann mach das,
wenn ich nicht da bin!" Judith schrie ihre Schwester an. Sie war zu weit
gegangen, dieses ständige Nörgeln, ihr launisches Gehabe...
bis jetzt hatte sie ja noch versucht, Verständnis zu zeigen. Brigittes
Job war mit Sicherheit etwas stressig, vielleicht hatte sie gerade auch
Probleme in ihrer Beziehung mit Bruno, trotzdem sollte sie ihre Mitmenschen
nicht aus den Augen verlieren.
"Weißt du, was ich mir hier alles bieten lassen muß? Ich soll
kochen, putzen, einkaufen, waschen,
und wenn du nach Hause kommst, werde ich noch zum Dank angemotzt, was
ich wieder koche, das schmeckt ja gar nicht, wie das hier wieder ausschaut,
alles muß man alleine machen. Von wegen! Du krümmst keinen
Finger für diese Wohnung, geschweige denn für mich. Und dein
blöder Bruno kann mir auch gestohlen bleiben. Den brauchst du gar
nicht erst mitnehmen, solange ich hier noch wohne!"
"Judith, das ist unfair, du weißt genau, wie schwer es zur Zeit
für mich ist..."
"Aber anscheinend nicht zu schwer dafür, betrunken nachts mit deinem
Bruno hier reinzuschneien, einen Höllenlärm zu veranstalten
und dann mit ihm rumzubumsen, daß es wohl jeder in diesem Haus mitbekommen
hat, wie gut ihr beiden im Bett seid! Mir reichts, ich laß mich
nicht länger von dir verarschen!" Mit diesen Worten drehte sie sich
um, ging in ihr Zimmer und schlug die Türe hinter sich zu. Das hat
sicher auch jeder im Haus gehört, dachte sie sich verärgert,
nahm einen Stuhl und setzte sich an das Fenster, aus dem sie das Treiben
der Stadt und der Menschen beobachtete. Ja, sie brauchte jetzt Ruhe.
Nikolai Vogel & Kilian Fitzpatrick: PLOT Leseprobe