Black Ink home


"Und das nächste Mal, wenn du Bruno mitbringst, dann mach das, wenn ich nicht da bin!" Judith schrie ihre Schwester an. Sie war zu weit gegangen, dieses ständige Nörgeln, ihr launisches Gehabe... bis jetzt hatte sie ja noch versucht, Verständnis zu zeigen. Brigittes Job war mit Sicherheit etwas stressig, vielleicht hatte sie gerade auch Probleme in ihrer Beziehung mit Bruno, trotzdem sollte sie ihre Mitmenschen nicht aus den Augen verlieren.
"Weißt du, was ich mir hier alles bieten lassen muß? Ich soll kochen, putzen, einkaufen, waschen, und wenn du nach Hause kommst, werde ich noch zum Dank angemotzt, was ich wieder koche, das schmeckt ja gar nicht, wie das hier wieder ausschaut, alles muß man alleine machen. Von wegen! Du krümmst keinen Finger für diese Wohnung, geschweige denn für mich. Und dein blöder Bruno kann mir auch gestohlen bleiben. Den brauchst du gar nicht erst mitnehmen, solange ich hier noch wohne!"
"Judith, das ist unfair, du weißt genau, wie schwer es zur Zeit für mich ist..."
"Aber anscheinend nicht zu schwer dafür, betrunken nachts mit deinem Bruno hier reinzuschneien, einen Höllenlärm zu veranstalten und dann mit ihm rumzubumsen, daß es wohl jeder in diesem Haus mitbekommen hat, wie gut ihr beiden im Bett seid! Mir reichts, ich laß mich nicht länger von dir verarschen!" Mit diesen Worten drehte sie sich um, ging in ihr Zimmer und schlug die Türe hinter sich zu. Das hat sicher auch jeder im Haus gehört, dachte sie sich verärgert, nahm einen Stuhl und setzte sich an das Fenster, aus dem sie das Treiben der Stadt und der Menschen beobachtete. Ja, sie brauchte jetzt Ruhe.

 


Nikolai Vogel & Kilian Fitzpatrick: PLOT Leseprobe

© 2002 by Vogel & Fitzpatrick GbR Black Ink
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