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(Das war schon einer seiner schwierigsten Sprüche gewesen: daraus ersieht man, ein wie schwacher Zauberer er war, denn Schwerkraft aufheben ist für einen Zauberer normalerweise eine Leichtigkeit; das kann jeder.)

 

 

 

Der beste Freund des Zauberers war ein kleiner fliegender Berg (was man bei Bergen so "klein" nennt!). Er hieß Montesuma (nicht zu verwechseln mit dem berühmten Schwertgoldfisch gleichen Namens, der im norwegischen Ozean hausen sollte!). Im Normalfall hält man ja Freunde, die fliegen können, in Käfigen, aber der Berg flog frei herum, war mal hier, mal dort.

 

Außerdem war es ja verboten, Berge in Käfigen zu halten: Ein holländischer Tulpenbauer hatte in Finnland mal einen solchen Berg gefangen und in einen Käfig gesperrt, um ihn mit nach Hause zu nehmen, da es bei ihm im Lande noch keine gab. Aber an der Grenze hat es solche Schwierigkeiten bei der Zollfrage gegeben, daß der Prophet Chaîton das Einfangen von fliegenden Bergen prinzipiell verbot, um Ärger zu vermeiden.

 

Der Berg Montesuma war nicht nur der beste Freund des Zauberers, sondern auch sein liebster Gesprächspartner. Oft saßen sie bis in die Nacht bei einer zweitausendjährigen Flasche Wein zusammen und besprachen wichtige Themen. Das Lieblingsthema des Zauberers war das Wissen. Denn eigentlich wußte er nicht sehr viel. Zwar war er auf der Universität gewesen und hatte Zauberei studiert, aber meist hatte er nur im Hörsaal gesessen und geträumt; es hat ihn nicht recht interessiert, wie andere Zauberer zauberten, sondern er wollte lieber seine eigene Zauberkunst aufstellen, eine Kunst, die nur er beherrschen sollte (und die letztendlich auch nur ihn interessierte, denn was nützt es berühmten Zauberern, aus glatten Haaren Wuschel zu zaubern, oder aus traurigen Hausschnecken fröhliche zu machen?).

Meistens sagte der fliegende Berg: "Warum hast du dein Studium abgebrochen? Du hättest das Zeug zu einem starken Zauberer!"

Und der Zauberer (er hieß übrigens Odíkeba) antwortete dann: "Das ist es ja! Ich weiß es nicht!" Dann dachte er nach und fuhr fort: "Vielleicht wüßte ich es, wenn ich mein Studium nicht abgebrochen hätte..."

© 1998 by Vogel & Fitzpatrick GbR Black Ink
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