Man hört und liest öfters, dass man sich über die weitere Entwicklung
des Luftmilitarismus heute noch keine klaren Vorstellungen machen kann. Jawohl
- wenn man zu faul ist, darüber nachzudenken, so wird Einem alles sehr unklar
bleiben. Man kann aber darüber nachdenken, und dann kommt man rasch zu Resultaten.
Lächerlich wäre es, wenn mehrere Luftschiffe neben- oder hintereinander
ins feindliche Land hineinfahren wollten. Nein - sie müssen einzeln von
allen Seiten kommen - umgeben von vielen Gleitfliegern, die die Gleitflieger
des Feindes anzugreifen haben oder deren Luftballons. Sodann besteht aber die
ganze Zukunftskriegskunst nur im Dynamitauswerfen und im Absenden der lenkbaren
Torpedos. Selbstverständlich ruiniert man zuerst die grossen Städte
des Feindes.
Bei derartiger Kriegführung kann natürlich der kleinste Staat auch dem
allergrössten sehr gefährlich werden. Fällt es den Serben mal ein,
die Oesterreicher anzugreifen, so brauchen sie nur drei Lenkbare mit 300 Zentner
Dynamit nach Wien zu schicken - dort werden die 300 Zentner nachts ausgeworfen
- und Wien ist ein Trümmerhaufen; der Stephansturm wird nicht stehen bleiben.
Das Allerschlimmste bei diesen Dynamitkriegen ist aber das Folgende: die Ballons
werden ganz bestimmt nicht die Nationalfarben zeigen, die Uniformierung wird man
unterlassen - und so wird man niemals schnell feststellen können, ob ein
feindliches oder ein dem eigenen Staate gehöriges Luftvehikel ankommt.
Signale wird ja jeder Staat verabreden - aber nachts und bei schlechtem Wetter
sind sie nicht leicht bemerkbar zu machen. Und - es ist doch sehr leicht möglich,
dass der Feind die Signale kennen lernt. Hier geht vieles gegen das Völkerrecht.
Aber - die Führer in einem Dynamitkriege, der doch das Brutalste in der
ganzen Welt ist, sollten Rücksichten auf das Völkerrecht nehmen? Das
wäre lächerlich. Die brutalen Naturen pfeifen auf das Völkerrecht
in allen Tonarten.
[ XIII ]
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