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   "Scherze nicht," spricht er feierlich, "Du weisst, dass ich nicht anders kann. Wenn Du meine Sehnsucht bist, musst Du mir eine gewaltige Stunde schaffen können. Ich verstehe nicht, warum der Weg zum Gewaltigen so schrecklich weit ist."
   Sie schweben still zusammen weiter - immer zwischen den undurchsichtigen Bernsteinsäulen - die unzählig sind wie die Tropfen eines Meeres.
   Und Liwûna sagt zögernd:
   "In den Stunden des Lebens, die wir gewaltig nennen könnten, glauben wir oftmals, nahe daran zu sein, alle Rätsel der Welt mit einem Blick zu durchschauen. Es geht wohl was Grosses mit uns vor. Eine geheimnisvolle Macht scheint uns mit fernen Sternen zu verbinden - und uns auch hinter alle Sterne zu führen - und wir nehmen gern an, dass wir mehr sind als sonst. Viele fasten und beten und kasteien sich, um zu solchen gewaltigen Stunden zu gelangen. Und die bleiben Vielen dennoch fremd. Man muss sich eben führen lassen wie Kaidôh und warten können. Wäre der Weg zum Gewaltigen so bequem, so hätten wir garkein Recht von einem 'Gewaltigen' zu reden - denn es würde bald was Alltägliches sein - und das Alltägliche ist nicht mehr gewaltig. Man muss sich also ruhig führen lassen von seiner Liwûna - eine Liwûna kann doch jeder haben - nicht wahr, mein lieber Kaidôh? "
   Kaidôh empfindet so was wie Eifersucht, ihm kommt aber diese Empfindung gleich sehr lächerlich vor - er würde lachen - wenn er das noch könnte - er bemerkt in seiner Aufregung garnicht, dass Liwûna nur von ihren lieben Schwestern sprach.
   Der stürmische Kaidôh will blos[s] noch mehr wissen - mehr von der gewaltigen Stunde, in der nach seiner Meinung der gewaltige Geist, der Alles umschliesst, im Innern des Empfänglichen für ein paar Augenblicke auflebt und das ganze Dasein verändert.


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