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San Giusto a Rentennano

Es gibt im Chianti eine im Moment sehr populäre Strömung, die den Weinen die Säure nimmt, sie möglichst fruchtig und frühreif macht. Zum Glück gibt es aber auch noch Traditionalisten, die den Wein als Ausdruck seines Terroirs werten und ihm Zeit zur Entfaltung geben. Zu letzteren gehört eindeutig das Gut San Giusto a Rentennano, bei dem sich mit die eindrücklichsten Chiantis finden, die man bekommen kann. Nicht selten finden sich Erdnoten und Tabak, Mandeln und Schokoladentöne in Duft und Geschmack. Die Weine sind lange lagerfähig und im ersten Eindruck vielleicht etwas hart und spröde, wie gute Musik, die sich nicht sofort erschließt. Die Betonung und bewusste Hervorhebung des Terroirs und wiederholte Pudertöne im Wein liessen uns gelegentlich eine Verwandschaft zum Burgund feststellen - sicherlich nicht zum Nachteil der Weine.

Durch hie und da zufällig mitgenommene Weine wurden wir auf das Gut aufmerksam. Die Verkostungen auf den letzten Vin Italy Messen überzeugten uns völlig, so dass wir uns auf den Weg in das südliche Chianti machten und San Giusto einen Besuch abstatteten. Die Weine sind nicht überteuert und gehören zu unseren Lieblingstoskanern. Es gibt nicht allzuviel davon und auch auf dem Weingut sind die neuen Jahrgänge sehr schnell ausverkauft. Zu suchen lohnt. Das Gut bietet auch ein hervorragendes kräftiges Olivenöl an, das jung am besten schmeckt.

Alte Postkarte von San Giusto a Rentennano

Degustationen:

Vin Italy 2000

Chianti Classico 1998
Leuchtendes Rubinrot. In der Nase etwas Erdbeere und Kirschjoghurt. Im Mund kernig. Kraft und Finesse. Voll und lang. Spitzenchianti. Am besten noch ein paar Jahre im Keller vergessen.

Chianti Classico Riserva 1997
Hochkomplexes samtiges Bukett. Weihrauch und Gewürze. Im Geschmack Blaubeeren. Ein voller Wein mit Terroirnoten.

Percarlo 1997
Nase noch viel verschlossener als die Riserva. Im Mund Tannennadelaroma. Ähnlich wie die Riserva, nur noch verhaltener bei größerem Potential. Ewiger Abgang, fantastisch mundfüllend. Wird groß!


31.03.2000 in Greve, Toskanna:

Chianti Classico 1993
Dunkler Chianti. Schon anfangs Aromen von Erde. Im Mund süßer Pfeifentabak, später Pudertöne, wie man sie manchmal in gutem Volnay-Burgunder findet. Cassisnoten.

Percarlo 1991
Voller und dunkler als der 93er Chianti. Mehr Frucht. Leder, Erde, Kaffee und Pudernoten in der Nase. Im Mund voll und harmonisch. Insgesamt vielleicht etwas zugänglicher - der 93er Chianti konnte aber durchaus mithalten.


15.04.2000 in München:

Chianti Classico 1990, 13,5%
Karminrot, noch kaum Reifetöne an den Rändern. In der Nase dunkle Himbeeren, Pudertöne, Veilchen, etwas Paprikapulver und Zedernholz, Cassis- und Lakritztöne, nasse Erde. Im Mund noch viel Tannin, gute Säure, sehr jung, dunkle Frucht, Cassis, Süßholz und Saft reifer Pflaumen. Fein und doch voll, sehr langer samtig-pflaumiger Nachgeschmack. Sehr guter, noch lange haltbarer Chianti, vielleicht sogar noch vor seinem Höhepunkt. Noch nicht so entwickelt wie der 93er.

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